Copyright Text und Bilder: Anke Junginger
Das Engele kommt – Ein Engel Brauchtum aus Kaufbeuren zur Adventszeit
Ein weitgehend unbekannter weihnachtlicher Brauch, der mit den Engeln in Verbindung steht, stammt aus dem Allgäu – aus der Stadt Kaufbeuren.
In vielen evangelischen Familien des Bürgertums begann die feierliche Vorweihnachtszeit mit einem Ereignis, auf das die Kinder mit Spannung warteten: Sie warteten darauf, dass das Engele kommt.
Am ersten Adventsonntag war es dann soweit und die Geduld wurde belohnt. Bei Einbruch der Dunkelheit, während das Licht in den Stuben warm leuchtete, war plötzlich ein geheimnisvolles Geräusch zu vernehmen. Die Kinder lauschten und gingen dem Geräusch nach und plötzlich kam im Hausgang von oben ein Engel herabgeschwebt und Gesang war zu vernehmen. Der Engel spricht zu den Kindern, er ermahnt und lobt sie. In freundlichem Ton ermuntert er sie und hält sie an brav zu sein. Manchmal ist jedoch auch eine kleine Strafpredigt fällig... Die Kinder singen Adventslieder und sagen zum Abschied Gedichte auf. Nun ist es an der Zeit und der Engel verabschiedet sich, hat er doch noch so viel tun und muss sich wieder auf den Weg machen. Er wünscht den Kleinen alles Gute und mahnt sie auch noch einmal brav zu sein. Langsam schwebt der Engel wieder nach oben in die Dunkelheit. Zurück lässt er einen Korb mit Obst, Süßigkeiten und manchmal auch kleinen Geschenken für die ganz braven Kinder.
Die Grundidee dieses Brauchtums, das auch heute noch in Kaufbeuren bewahrt wird, ist das „Zwiegespräch mit dem Engel“, das die Kinder führen. Eine sehr schöne Idee, die wir unseren Kindern wieder nahe bringen sollten. In Kaufbeuren kam also in den meist evangelischen Familien mit Kindern nicht der Nikolaus am 6. Dezember, sondern ein Engel. Auch in manchen katholischen Familien kommt dort heute das Engelchen. Natürlich steckten die Eltern hinter dieser Begegnung und der Engel ist meist ein Rauschgoldengel, der an Nylonfäden befestigt von einem höher gelegenen Punkt, zum Beispiel im Treppenhaus herabschwebt. Wer diese Möglichkeit nicht hat und diesen Brauch übernehmen möchte, der kann auch einen Korb mit Kleinigkeiten in den Schnee stellen und ein kleines Kerzenlicht oder eine weiße Feder zurücklassen und den Kindern von dem Engel erzählen.... Denn nicht immer müssen wir sehen um zu glauben... Kinder wissen das noch und sollten es auch nie vergessen.